Google: Das Tempotaschentuch unter den Suchmaschinen oder wie man seine Gunst gewinnt.

Jeder, der im Internet nach Informationen aller Art sucht, nutzt eine Suchmaschine. In 88% der Fälle weltweit heißt diese Suchmaschine zwischenzeitlich Google. Nur ca. 9% greifen auf das 2009 von Microsoft ins Leben gerufene Bing zurück, alles andere rangiert unter ferner liefen.
(Quelle: www.seo-united.com)

Dabei gibt es durchaus viele Alternativen zu dem nicht sehr nett als „Datenkrake“ stigmatisierten Anbieter. Doch wer hat schon mal was von Blekko.com, Foox.com oder auch MelZoo.com gehört? Wer im Internet also etwas sucht, wird es „googeln“. Im August 2004 nahm daher die Duden-Redaktion in die 23. Auflage ihres Bedeutungswörterbuches erstmals das Verb „googeln“ auf und erklärte es mit „Im Internet suchen, vor allem mit Google“. Kurz darauf reagierte Google Inc., da es um seinen Markenschutz fürchtete, wenn sich Googeln als Oberbegriff für jede Internet-Recherche, egal mit welcher Suchmaschine, durchsetzen würde. Das Unternehmen forderte die Redaktion auf, den Eintrag zu präzisieren: „Mit Google im Internet suchen“.

Googeln im Duden

Im August 2006 gab der Duden dieser Forderung nach, allein um einen Rechtsstreit zu vermeiden. Eigentlich komisch, wenn man bedenkt, dass es dem Bekanntheitsgrad von Tempo auch nicht geschadet hat, wenn nahezu alle Schnupfennasen nach einem Tempo fragen und bestimmt nichts zu monieren haben, wenn ihnen das Produkt eines alternativen Herstellers vor die gerötete Nase gehalten wird.

Wie dem auch sei. Google ist faktisch das Tempo unter den Suchmaschinen. Deshalb macht es auch am meisten Sinn, im Rahmen der Suchmaschinenoptimierung so zu handeln, wie Google es wünscht. Ob man will oder nicht. Doch was genau ist Google wichtig? Oder andersherum formuliert:
Wie schafft man es, bei Google auf Seite 1 der Suchergebnisse gelistet zu werden, und zwar nicht durch teuer gekaufte Online-Werbung, die so genannten AdWords, sondern weil Google der Meinung ist, dass Ihre Webseite besonders wichtig ist und sie deshalb in der Suchergebnisliste auf Seite 1 thronen lässt?

Eine gute Frage, die eigentlich niemand zu 100% beantworten kann und die Google nicht beantworten will. Denn wenn Google diese Bedingungen allzu klar formulieren würde, könnten technisch versierte Webmaster dadurch Rückschlüsse auf die Funktionsweise des Google-Algorithmus ziehen. Und dann bestünde die Gefahr, dass viele Webmaster diesen Algorithmus noch mehr austricksen, als dies ohnehin schon passiert, um ihre Webseite auf Seite 1 zu bringen.

Manipulation und Abstrafungen

Google Suche

Google Suche

In der Vergangenheit hat es immer wieder solche Versuche gegeben: So haben Webmaster vor vielen Jahren zum Beispiel versucht, im nicht sichtbaren Quellcode ihrer Webseiten bestimmte Suchbegriffe unverhältnismäßig oft unterzubringen, um bei Google aufgrund dieser Begriffshäufigkeit eine besonders positive Bewertung zu erhalten.
Google bestraft solche Aktionen konsequent damit, dass der betreffende Seiten-Betreiber so lange aus dem Index genommen wird, bis er diese Tricks beseitigt hat. Im Jahr 2006 wurde auch der bayerische Automobilhersteller BMW vorläufig aus dem Index genommen.
(Quelle: http://www.focus.de/digital/internet/google/manipulationsversuch_aid_104545.html)

Die Konsequenz: kein Internet-Surfer auf der Welt konnte die Website www.bmw.de oder die zugehörigen Unterseiten über Google finden. Nur, wer die Seitenadresse direkt über die Adresszeile im Browser aufrief, konnte BMW online besuchen. Erst, als der Automobilhersteller seine Webpräsenz zur Zufriedenheit von Google überarbeitet hatte, konnte man BMW auch wieder in der Suchergebnisliste finden.

Solche Drohgebärden sind natürlich sehr zwiespältig. Auf der einen Seite könnte es einem Weltkonzern wie BMW irgendwie egal sein, wenn eine x-beliebige Suchmaschine die Unternehmenswebsite aus seinem Index ausschließt. Auf der anderen Seite aber ist Google keine x-beliebige Suchmaschine mehr. Auf der dritten Seite ist trotz dieser von Surfern verantworteten Monopolstellung theoretisch niemand gezwungen, Google als Suchmaschine zu verwenden. Auf der vierten Seite hat Google natürlich das Recht, einen solchen Ausschluss vorzunehmen, da die Suchmaschine ja ihre „Teilnahmebedingungen“ formulieren kann, wie sie will. Auf der fünften Seite aber sind die Regeln, nach denen sich die Webseiten aus Sicht von Google richten müssen, eben nicht immer klar formuliert, damit niemand den Suchalgorithmus von Google zum Besten halten kann.

Und genau hier liegt das Problem: Jeder Webmaster, der sich mit den Regeln von Google beschäftigen möchte und technisch einwandfreie Ansagen lesen will, nach denen er den Quellcode seiner HTML-Dateien gestalten soll, findet, im Vergleich dazu, wie konkret solche Termini Technici sein können, auch bei Google nur vage Andeutungen, was er tun muss. Selbst, wenn man wirklich redlich sein möchte, ist es nicht immer so einfach, diese Regeln exakt umzusetzen.

Googles Standard-Ethik-Floskeln sind in diesem Zusammenhang „Don’t be evil“ oder noch schöner: „Sie sollten kein schlechtes Gefühl haben, wenn Sie den Inhabern einer konkurrierenden Website oder einem Google-Mitarbeiter Ihre Vorgehensweise erklären müssten.“
(Quelle: http://support.google.com/webmasters/bin/answer.py?hl=de&answer=35769&ctx=cb&src=cb&cbid=4vg2l4ltdk4h#2)

Leider aber sind solche kognitiven Introspektionen oder Meditationen über die persönliche ethische Befindlichkeit nur wenig brauchbar, wenn ein Programmierer klare technische Ansagen bspw. zur Verwendung von h1- bis h6-tags lesen oder die genaue Anzahl der zulässigen Zeichen in den Attributen des-tags in Erfahrung bringen möchte.

Genauso schränken die vagen Andeutungen, die Google dann doch macht, die kreative Kraft beim Verfassen von Website-Texten ein. Wenn ein bestimmtes Wort in der Überschrift oder im Fließtext nur in einer bestimmten prozentualen Häufigkeit zum Rest vorkommen darf, ist der Autor meist schon genug über diese Einschränkungen verärgert, die ihm einen bestimmten Schreibstil aufzwängen. Wenn dann aber Google noch nicht einmal klare und verbindliche Ansagen über diese Prozentwert macht, ist die Verunsicherung groß. Vor allem oder gerade bei Autoren, die googlegefällige Texte verfassen möchten. Oder anders formuliert: Wenn Google möchte, dass wir Tricks vermeiden, soll Google bitteschön auch exakt definieren, was ein „Trick“ ist.

Dieses Blackbox-Verhalten von Google führt auch in Fachforen zu wilden Spekulationen. Bis heute kursiert auf einschlägigen Portalen zum Beispiel die Idee, dass man gute Chancen auf einen prominenten Platz in der Ergebnisliste habe, wenn der Suchbegriff, bei dem man gefunden werden möchte, in der URL der Webseite enthalten sei. Wer bspw. Katzenfutter im Internet feilbietet, erhält also den knuffigen Ratschlag, die Adresse seiner Webseite zum Beispiel www.katzenfutter.de zu nennen.

Google selbst relativierte die Erfolgsaussichten dieses Vorgehens zwar, streitet es aber auch nicht vollständig ab: „Wenn es eine bequeme Möglichkeit gibt, vier oder fünf Keywords unterzubringen, die für den User relevant sind, kann sich das auszahlen […]“.
(Quelle: http://googlewebmastercentral-de.blogspot.de/2009/11/die-position-von-keywords-in-der-url.html)

Doch selbst, wenn hier nur ein Fünkchen Wahrheit dabei ist, wäre es doch ein aberwitziger Vorschlag, wenn man bedenkt, dass fast kein Unternehmen dieser Erde unter der Bezeichnung seines Kernproduktes firmiert, sondern einen rechtlich geschützten Firmenamen besitzt, und das nicht erst seit gestern. Würde Google konsequenterweise diesen Ratschlag selbst beherzigen, müsste es sich umbenennen: im englischsprachigen Raum in www.search-engine.com und im deutschsprachigen Raum wohl in www.suchmaschine.de.

Soll nun wirklich die neue Website von BMW heißen: www.bmw-deutscher-automobilhersteller-von-pkws-und-nutzfahrzeugen.de? Über eine solche Ignoranz gegenüber betriebswirtschaftlichen Realitäten kann eigentlich jeder Unternehmer nur noch den Kopf schütteln. Viele Webmaster nutzen diese Information jedoch für die Adressnamen von Unterseiten, auf denen es zum Beispiel um konkrete Produkte geht. So könnte eine Seite zum Beispiel heißen: www.bmw/pkw/suv/x5.html.

Die Kernkritik eines seriösen Webmasters an Google besteht also darin, dass der Suchmaschinenanbieter eigentlich exakte und klare Ansagen zu machen hätte, wie eine Webseite aufgebaut sein muss, damit sie bei bestimmten Suchanfragen überhaupt eine definitive Chance auf eine gute Platzierung unter den Suchergebnissen hat. Und wenn Google diese klaren Informationen nicht preisgeben kann, weil dies zum Austricksen des Suchalgorithmus befähigen würde, dann heißt das doch eigentlich nur, dass der Suchalgorithmus von Google technisch und funktional wohl doch noch nicht weit genug entwickelt worden ist.

Ein weiteres Beispiel für das technische Defizit des Weltkonzerns zeigt sich beim Thema Flash: Google war lange Zeit nicht in der Lage, den Inhalt von Flash-Dateien zu erkennen, und „empfahl“ daher allen Webmastern, Dateien dieses Formats nicht auf ihrer Seite einzubinden. Denn was Google nicht erkannte, konnte es auch nicht auswerten. Das „Flash-Verbot“ erging sehr zum Leidwesen vieler Gestalter und Auftraggeber, weil mit Flash-Dateien seinerzeit ein  eindrucksvolleres Webdesign möglich war als mit reinen HTML-Dateien.

Doch darauf musste bis ins Jahr 2009 vollständig verzichtet werden, wollte man eine gute Platzierung erhalten. Zwischenzeitlich hat auch Google nachgezogen und akzeptiert und erkennt Flash-Inhalte bis zu einem gewissen Maß.

Sarkastisch gesprochen müsste Google eigentlich nur das Geld aus seiner „Ethikabteilung“ abziehen und in eine Vergrößerung der Entwicklungsabteilung investieren, um seinen Suchalgorithmus endlich zu perfektionieren und dann die Spielregeln, nach denen die Webmaster handeln sollen, verbindlich öffentlich zu legen. Ein solcher Anspruch ist sicherlich enorm hoch und lässt sich einfacher formulieren als er sich umsetzen lässt. Auf der anderen Seite aber muss ihn sich ein Weltkonzern mit jährlichem Milliardenumsatz durchaus gefallen lassen.

Dennoch ist eine gute Suchmaschinenoptimierung möglich. Denn in den letzten Jahren haben sich bei vielen Webmastern, so auch bei uns von der webwerkstatt, belastbare Erfahrungswerte kondensiert, die im fachlichen Austausch immer weiter verfeinert und komplettiert werden konnten. So gesehen existieren also durchaus Richtlinien bei der Webgestaltung und SEO, die als Erkenntnisse gelten dürfen und die sogar von Google, mit einem gewissen Vorbehalt jedoch, bestätigt worden sind.

SEO ist also eine Mischung aus Routine, Intuition und Erfahrungswerten, die letztlich zum Erfolg führt. Immer auf den Spuren dessen, was bei Google aktuell für „evil“ gehalten wird und was nicht.

In diesem Sinne also ist Suchmaschinenoptimierung eine Angelegenheit, die auch für Ihre Webseite Wichtigkeit besitzt